Joachim Löw geht – doch Jürgen Klopp kommt nicht: Kurz nach dem am Dienstag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) angekündigten Rückzug des langjährigen Bundestrainers nach der Fußballeuropameisterschaft sagte der als Wunschkandidat vieler Fans geltende Klopp für eine mögliche Nachfolge ab. Wer den 61 Jahre alten Löw nach dem Sommer ersetzen wird, blieb damit zunächst offen.
Wie der DFB mitteilte, bat Löw die Verantwortlichen darum, seinen ursprünglich bis zur Weltmeisterschaft 2022 laufenden Vertrag unmittelbar mit Abschluss der Europameisterschaft zu beenden. Dem sei zugestimmt worden.
Löws größter Erfolg in seiner bisher knapp 15 Jahre dauernden Tätigkeit als Cheftrainer war der Gewinn des Weltmeistertitels im Jahr 2014. Nach dem Vorrundenaus bei der WM 2018 geriet der Trainer allerdings immer wieder in die Kritik. Löw erklärte zu seinem Rückzug, er gehe “diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit, gleichzeitig aber weiterhin mit einer ungebrochen großen Motivation, was das bevorstehende EM-Turnier angeht”.
Klopp, der beim FC Liverpool bis 2024 Vertrag hat und der amtierende Welttrainer ist, steht für die Nachfolge Löws nicht zur Verfügung. Auf eine entsprechende Frage sagte er auf einer Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel gegen RB Leipzig “nein”. Löw habe einen unfassbar guten Job gemacht. Es gebe aber viele gute Trainer in Deutschland, und der DFB werde eine Lösung finden. Mit Liverpool war Klopp im vergangenen Jahr englischer Meister und im Jahr davor Champions-League-Sieger geworden, angesichts einer aktuellen Formkrise wurde zuletzt über mögliche Rückzugsgedanken Klopps spekuliert.
Wer Löw nachfolgen wird, ist nicht absehbar. Schon angesichts der durchwachsenen Leistungen der Nationalmannschaft gab es eine Reihe von Spekulationen, genannt wurden etwa Bayern-Trainer Hansi Flick, der derzeit vereinslose ehemalige Leipzig-Trainer Ralf Rangnick oder U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz. Der ehemalige Nationalspieler und jetzige Kolumnist Mehmet Scholl brachte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus in der “Bild”-Zeitung ins Gespräch.
DFB-Präsident Fritz Keller sieht durch die zeitige Ankündigung des Rückzugs nun Luft, die Nachfolge zu regeln. “Dass er uns frühzeitig über seine Entscheidung informiert hat, ist hoch anständig – er lässt uns als DFB somit die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen.”
Keller erklärte, er habe “großen Respekt” vor Löws Entscheidung. “Der DFB weiß, was er an Jogi hat, er ist einer der größten Trainer im Weltfußball – Jogi Löw hat den deutschen Fußball wie kaum ein anderer über Jahre hinweg geprägt und international zu höchstem Ansehen verholfen.”
Unter Löw zog die Nationalmannschaft bei den von ihm verantworteten Europameisterschaften 2008, 2012 und 2016 jeweils mindestens ins Halbfinale ein, auch bei der WM 2010 kam Deutschland ins Halbfinale, 2014 folgte dann in Brasilien der WM-Sieg und damit der größte Erfolg in Löws Laufbahn.
Angesichts des enttäuschenden Abschneidens bei der WM 2018 und anschließenden schwachen Resultaten auch in der vom europäischen Fußballverband UEFA ausgerichteten neuen Nations League flammte immer wieder eine Debatte um einen möglichen Rückzug Löws und dessen Nachfolge auf.
Quelle: AFP