Mehr als vier Jahre nach der Ermordung des russischen Botschafters in Ankara hat ein türkisches Gericht fünf Angeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt. Sechs weitere Beschuldigte seien freigesprochen worden, berichtete die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstag. Sieben Angeklagte erhielten dem Sender NTV zufolge Strafen wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung. Russland reagierte mit Genugtuung auf das Urteil.
Der russische Diplomat Andrej Karlow war am 19. Dezember 2016 ermordet worden. Der 22-jährige Polizist Mevlüt Mert Altintas erschoss den Botschafter bei der Eröffnung einer Fotoausstellung in Ankara vor laufender Kamera.
Während der Tat rief der Angreifer “Allahu Akbar” und “Vergesst nicht Aleppo” mit Blick auf die Großstadt in Nordsyrien, die zuvor nach erbitterten Kämpfen von den syrischen Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe zurückerobert worden war. Kurz nach der Tat wurde Altintas von türkischen Spezialkräften erschossen.
Die russische Regierung begrüßte das Urteil. “Wir sind zufrieden, dass die türkische Justiz die Täter dieses Terrorakts hart bestraft hat”, erklärte das Außenministerium in Moskau. Das Attentat habe “schmerzhafte Spuren” im Verhältnis beider Länder hinterlassen.
Der Prozess in dem Mordfall hatte im Januar 2019 begonnen. Den Angeklagten wurden Verbindungen zu Altintas vorgeworfen. Dem Attentäter warf die Justiz vor, der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen angehört zu haben, die von Ankara auch für den gescheiterten Militärputsch im Juli 2016 verantwortlich gemacht wird. Laut der Anklage wollte die umstrittene Bewegung mit der Tat den Abbruch der türkisch-russischen Beziehungen bewirken und die beiden Länder an den Rand eines Krieges bringen.
Quelle: AFP