Wegen der Corona-Pandemie sind in Italien im vergangenen Jahr eine Million Menschen unter die Armutsgrenze gerutscht. Wie eine Erhebung der italienischen Statistikbehörde Istat am Donnerstag zeigte, ist die Anzahl der Armen in Italien auf 5,6 Millionen gestiegen. Das entspricht 9,4 Prozent der italienischen Bevölkerung und ist der höchste Wert, der in den vergangenen 15 Jahren verzeichnet wurde.
Im Jahr 2019 lag der prozentuale Anteil an armen Menschen in Italien noch bei 7,7 Prozent und zu Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 bei nur drei Prozent. Eine besonders starke Zunahme an Armut wurde der Statistik zufolge im reichen Norden festgestellt. Dort stieg die Armutsquote auf 9,4 Prozent, verglichen mit 6,8 Prozent im Jahr 2019.
Während die Armut besonders im Norden zunahm, bleibt der Anteil der armen Menschen im Süden mit 11,1 Prozent weiter am höchsten. Er hat im Vergleich zu 2019 (10,1 Prozent) jedoch nur geringfügig zugenommen. Große Familien sind der Erhebung zufolge besonders von Armut gefährdet.
Die absolute Armutsgrenze in Italien unterschiedet sich von Region zu Region. Sie reicht laut Istat von rund 840 Euro pro Monat für eine alleinstehende Person in einem nördlichen Ballungsgebiet bis hin zu knapp 570 Euro pro Monat in einer kleinen Gemeinde im Süden Italiens.
Die strikten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben zu einem starken Konsumrückgang in allen Bevölkerungsschichten geführt: Die durchschnittlichen Ausgaben eines italienischen Haushalts sind um mehr als neun Prozent auf 2328 Euro im Monat gesunken und liegen damit auf dem Niveau des Jahres 2000. Auch hier war der Rückgang im Norden (minus zehn Prozent) stärker spürbar als im südlichen Teil der Halbinsel (minus 7,3 Prozent).
Italien war das erste europäische Land, das mit voller Wucht von der Corona-Pandemie getroffen wurde. Die Wirtschaft rutschte in die schwerste Rezession seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Fast 450.000 Italiener, darunter vor allem Frauen und junge Menschen, verloren im vergangenen Jahr ihre Arbeit.
Quelle: AFP