Vor den Beratungen von Bund und Ländern über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise pocht der Einzelhandel angesichts der existenzbedrohenden Lage vieler Geschäfte auf eine Wiedereröffnung Anfang kommender Woche. Die Geschäfte müssten am 8. März wieder öffnen dürfen, forderte der Handelsverband Deutschland (HDE) am Mittwoch.
„Es ist enttäuschend, dass die ursprünglich für den 10. Februar und dann für den 3. März fest zugesagte, sichere und gerechte Öffnungsstrategie immer noch nicht vorliegt“, schrieben HDE-Präsident Josef Sanktjohanser und Hauptgeschäftsführer Stefan Genth nach Angaben des Verbandes an Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU). Der Einzelhandel sei „nachweislich kein Infektionsherd“; das Robert-Koch-Institut (RKI) habe sowohl das Infektionsrisiko als auch den Anteil des Einzelhandels am allgemeinen Infektionsgeschehen als niedrig eingestuft.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder beraten ab 14.00 Uhr darüber, wie es mit den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie weitergehen soll. Grundsätzlich soll der Lockdown den Plänen zufolge bis zum 28. März verlängert werden.
Die im Entwurf für die Videoschaltkonferenz von Bund und Ländern vorgesehenen Möglichkeiten für den Einkauf mit Terminvereinbarung im Einzelhandel, auch „Click and Meet“ genannt, seien „kein deutlicher Schritt hin zu der lange überfälligen Öffnungsstrategie“, kritisierte der HDE. Für die allermeisten Geschäfte seien dabei die Personal- und Betriebskosten höher als die Umsätze.
Zugleich warnte der HDE, dass eine erneute Verschiebung der Wiedereröffnung des Einzelhandels für viele tausend Einzelhändlerinnen und Einzelhändler und ihre Beschäftigten „verheerende Folgen“ habe. Der Handel werde seinerseits „alles tun, um eine verantwortungsvolle Öffnung sicherzustellen“, bekräftigte der Verband. Der Brief ging demnach auch an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und den Regierenden Bürgermeister Berlins, Michael Müller (SPD).
Quelle: AFP