Hacker aus Nordkorea haben nach südkoreanischen Angaben einen Cyberangriff auf das US-Pharmaunternehmen Pfizer verübt. Sie hätten versucht, Informationen über den Impfstoff und Behandlungsmethoden gegen das neuartige Coronavirus zu erbeuten, sagte der Abgeordnete Ha Tae Keung am Dienstag zu Reportern. Er berief sich auf Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes. Die Pfizer-Niederlassung in Südkorea reagierte zunächst nicht auf eine AFP-Anfrage zu dem Vorfall.
Der Geheimdienst informierte die Abgeordneten in Seoul bei einer Sitzung hinter verschlossenen Türen über die Cyberattacke. Der US-Pharmariese Pfizer hat zusammen mit dem Mainzer Unternehmen Biontech einen Corona-Impfstoff entwickelt, der seit Ende 2020 in der EU zugelassen ist. Der Impfstoff wird weltweit eingesetzt, auch in Deutschland. Derzeit gibt es noch zu wenig Impfstoff, weil die Produktionskapazitäten nicht ausreichen.
Im Dezember hatten Hacker bei einem Cyberangriff auf die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) auf Dokumente zum Impfstoff von Pfizer/Biontech und dem Vakzin des US-Herstellers Moderna zugegriffen.
Nordkorea hat nach Einschätzung westlicher Experten tausende Hacker im Einsatz, um sich in Institutionen, Unternehmen und bei Wissenschaftlern in Südkorea und weltweit einzuhacken. Sie sollen beauftragt sein, angesichts der gegen das Land verhängten Sanktionen neue Einkünfte zu erschließen.
Vor einer Woche hatte eine Untersuchung der UNO ergeben, dass Nordkorea zur Finanzierung seiner Atomwaffen- und Raketenprogramme in großem Ausmaß Kryptowährungen gestohlen hat. Allein für den Zeitraum von 2019 bis November 2020 seien virtuelle Währungen im Wert von mehr als 300 Millionen Dollar gestohlen worden, hieß es in einem vertraulichen UN-Bericht, der von einer Expertenrunde zur Überprüfung der Sanktionen gegen Pjöngjang erstellt wurde.
Nordkorea hatte Ende Januar 2020 als erstes Land der Welt seine Grenzen geschlossen, um sich gegen das neuartige Coronavirus zu schützen. Nach Angaben Pjöngjangs gibt es in dem Land keine Corona-Infektionen. Experten zweifeln dies aber an, weil das Virus sich zuerst in China ausgebreitet hatte, das seinen strikt abgeschotteten Nachbarn mit Handelsgütern und Hilfslieferungen versorgt.
Obwohl Nordkorea nach eigenen Angaben Corona-frei ist, beantragte es über das Covax-Programm eine Impfstoff-Lieferung. Das Land soll knapp zwei Millionen Dosen des Astrazeneca-Vakzins erhalten. Die unter anderem von der WHO und Gavi gegründete Covax-Initiative setzt sich dafür ein, dass auch ärmere Länder mit Corona-Impfstoffen versorgt werden.
Quelle: AFP