Bundesweite Großrazzia bei Beschuldigten im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach

Copyright AFP/Archiv Joseph Prezioso

Im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach sind am Dienstag bei einer bundesweiten Großrazzia Wohnungen von 65 Tatverdächtigen durchsucht worden. Sie stehen unter Verdacht, kinderpornografische Inhalte besessen und verbreitet zu haben, wie die Kölner Staatsanwaltschaft und die Polizei gemeinsam mitteilten. Am Nachmittag waren die Durchsuchungen noch nicht abgeschlossen.

Bei den Tatverdächtigen handelt es sich laut Michael Esser, der die Ermittlungsgruppe zum Missbrauchskomplex leitet, um 63 Männer und zwei Frauen, auf welche die Ermittler im Zuge der Auswertung von Chats aufmerksam wurden. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass sich darunter “aktive Missbrauchstäter” befinden. Festgenommen wurde niemand.

Insgesamt seien mehr als tausend Polizisten bei den Durchsuchungen unter Führung der Kölner Polizei in zehn Bundesländern im Einsatz gewesen. Beschlagnahmt wurden demnach elektronische Datenträger, die zum Teil in “äußerst kreativen Verstecken” aufbewahrt wurden, sowie Sex- und Kinderspielzeug.

Ein 13-jähriges Kind, dessen “Wohn- und Familienbeziehungen” den Ermittlern zufolge unklar waren, wurde dem Jugendamt übergeben. Ob das Kind missbraucht wurde, könne bisher nicht bewertet werden.

Bei der Razzia handelte es sich um den zweiten bundesweiten Großeinsatz im Zusammenhang mit dem Missbrauchskomplex. Bereits am 1. September hatten rund tausend Polizisten in zwölf Bundesländern die Wohnungen von Beschuldigten durchsucht. Dabei wurde umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt, das unter anderem von der bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelten Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime ausgewertet wird.

Nach Polizeiangaben wurden in den vergangenen 15 Monaten der Ermittlungen zum Missbrauchskomplex insgesamt 52 Kinder befreit und 330 Beschuldigte identifiziert. Elf davon wurden bereits angeklagt.

Der Komplex Bergisch Gladbach ist eine von drei großen Missbrauchsserien, denen die Ermittler allein in Nordrhein-Westfalen zuletzt auf die Spur kamen. Zuvor lösten bereits der jahrelang unentdeckt gebliebene Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in Lügde und später der Missbrauchskomplex von Münster bundesweit Entsetzen aus.

Quelle: AFP

Aktuelle Beiträge

Exklusiv Interviews

Melden Sie sich für unseren Newsletter an

Ihre E-Mail-Adresse wird nur für Werbe-E-Mails und kritische Nachrichtenankündigungen verwendet.