Die belarussische Oppositionspolitikerin Swetlana Tichanowskaja hat die Entscheidung des Eishockey-Weltverbands (IIHF) gegen die Ausrichtung der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Minsk begrüßt. “Das ist ein Sieg, denn es wird keine neue Welle der Repression geben unter dem Vorwand, die Stadt im Vorfeld der Weltmeisterschaft zu ‘säubern'”, schrieb die im Exil lebende Ex-Präsidentschaftskandidatin am Montag im Onlinedienst Telegram.
Der Eishockey-Weltverband hatte sich zuvor nach langem Zögern dazu entschlossen, Belarus und damit dem umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko die Co-Gastgeberrolle bei der WM zu entziehen. Die Sicherheit der Mannschaften und Zuschauer könne nicht garantiert werden, erklärte der Verband und begründete seine Entscheidung mit den “politischen Unruhen” und der Entwicklung der Corona-Pandemie im Land.
Die Präsidentschaftswahl im August hatte in Belarus Massenproteste ausgelöst. Die Opposition wirft dem seit 1994 autoritär regierenden Staatschef massiven Wahlbetrug vor und erkennt seinen Sieg gegen die Oppositionskandidatin Tichanowskaja nicht an. Wegen des brutalen Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen friedliche Demonstranten verhängte die EU Sanktionen gegen Lukaschenko, mehrere andere Verantwortliche sowie dem Staatschef nahestehende Unternehmer und Firmen.
Das Turnier sollte ursprünglich vom 21. Mai bis zum 6. Juni in Minsk und in der lettischen Hauptstadt Riga stattfinden. Der Eishockey-Weltverband will nun über das weitere Vorgehen beraten und dabei auch prüfen, ob die WM an einem Spielort ausgetragen werden kann.
Die IHHF war in den vergangenen Tagen zunehmend unter Druck geraten. Hauptsponsor Skoda und das deutsche Unternehmen Liqui Moly drohten mit ihrem Rückzug, sollte Belarus Co-Gastgeber des Turniers bleiben. Auch Mitausrichter Lettland wandte sich gegen die Austragung der WM in Minsk.
Bei einem Treffen mit IIHF-Präsident Rene Fasel hatte Lukaschenko, der als großer Eishockey-Fan gilt, in der vergangenen Woche noch dafür geworben, die WM trotz wachsender Bedenken wie geplant in Minsk auszutragen.
Quelle: AFP