Vor den Bund-Länder-Beratungen über weitere Corona-Restriktionen hat Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) eine Diskussion über verschärfte Corona-Auflagen ohne Tabus gefordert und Ausgangssperren ins Gespräch gebracht. “Für die Ministerpräsidentenkonferenz darf es keine Denk- und Diskussionsverbote geben”, sagte Hans der “Rheinischen Post” (Samstagsausgabe). Dies gelte “für das Thema Ausgangssperre, aber auch für die Diskussion um die Arbeit im Homeoffice”.
Bei der Heimarbeit sieht Hans ebenso Nachholbedarf wie beim Tragen von FFP2-Masken. “Dadurch schützt man nicht nur andere, sondern auch sich selbst”, betonte der saarländische Regierungschef. “Deshalb sollten wir als Staat dafür sorgen, dass diese Masken überall und unkompliziert allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen”.
“Wir müssen mehr tun – jeder einzelne ist gefordert, sich verantwortungsvoll zu verhalten”, mahnte Hans. Bund und Länder müssten rechtzeitig Maßnahmen beschließen, bevor sich ansteckendere Varianten des neuartigen Coronavirus auch in Deutschland massiv verbreiteten. Europäische Grenzregionen wie etwa das Saarland bräuchten außerdem “wegen der neuen Varianten des Virus einen europäischen Gleichklang in der Bekämpfung der Epidemie”.
Aus Sicht von Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery dürften bei der Verweigerung von Heimartbeit zur Eindämmung der Pandemie auch Strafzahlungen für Unternehmen kein Tabu sein. “Wenn Betriebe zu Infektionsherden werden und dadurch gesellschaftliche Kosten entstehen, obwohl das durch mehr Homeoffice im Unternehmen vermeidbar wäre, dann sind auch Bußgelder für Firmen geboten”, sagte er der “Saarbrücker Zeitung” (Samstagsausgabe).
Außerdem müssten die Hygiene-Konzepte in den Unternehmen noch einmal akribisch auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. “Es nützt wenig, allein im Büro zu sitzen, aber mittags in der Kantine unter vielen Kollegen”, warnte Montgomery. Zudem halte er eine Kontaktreduzierung auch “um den Preis der zeitweiligen Stilllegung einzelner Fertigungsbereiche” für gerechtfertigt.
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte vor dem Treffen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am kommenden Dienstag einen grundlegenden Strategiewechsel. “Es gibt nur zwei Möglichkeiten”, sagte Lauterbach der “Rheinischen Post”.
“Entweder geht es mit dieser Form des Lockdowns noch mindestens sechs bis acht Wochen weiter, bei 500 bis 1000 Toten am Tag und einem hohen Risiko, dass sich die Mutation weiter verbreitet”, sagte Lauterbach. Daran änderten wohl auch einzelne Verschärfungen wie eine FFP2-Maskenpflicht oder mehr Homeoffice kaum etwas.
“Deswegen bin ich für die Alternative: einen wirklich harten Lockdown, der aber nicht so lange ginge.” Dann wären die Geschäfte und nicht lebenswichtigen Betriebe sowie die Schulen dicht, die Kontaktbeschränkungen würden noch einmal deutlich verschärft“, sagte Lauterbach.
Quelle: AFP