Chinas Wirtschaft ist nach Einschätzung von Ökonomen im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie so langsam gewachsen wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr. Nach einer Befragung von 13 Finanzinstitutionen durch die Nachrichtenagentur AFP wuchs das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft 2020 nur um rund 2,0 Prozent – nach 6,1 Prozent 2019. Damit registrierte China 2020 den tiefsten Wachstumswert seit den Wirtschaftsreformen der 70er Jahre.
Das vergangene Jahr stand in China erheblich im Zeichen der Corona-Krise. In der Volksrepublik war vor gut einem Jahr das neuartige Virus weltweit erstmals registriert worden. Mit strikten Maßnahmen wie der Abriegelung ganzer Städte und Regionen sowie Massentests hatte das Land das Infektionsgeschehen bis zum Frühjahr unter Kontrolle gebracht. In den vergangenen Tagen wurden mehrere neue Infektionsherde entdeckt, auf die China aber erneut mit strikten Maßnahmen reagierte.
China dürfte nun weltweit die einzige große Volkswirtschaft sein, die das Jahr 2020 überhaupt mit einem Wirtschaftswachstum abschließt. Erst am Donnerstag hatte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden für Deutschland einen Einbruch des BIP um satte fünf Prozent vermeldet.
Für die Volksrepublik war das vergangene Jahr eine wirtschaftliche Achterbahnfahrt. Auf einen beispiellosen Einbruch im ersten Quartal (-6,8 Prozent) wegen eines strikten Lockdowns folgte eine rasche Erholung bereits im Frühjahr. Bis zum Jahresende zogen vor allem die Konsumausgaben, die Industrieproduktion und die Exporte wieder an. Für das vierte Quartal prognostizieren die Experten ein Wachstum von 6,3 Prozent – damit würde China wieder Vorkrisenniveau erreichen. Die Exporte kletterten im Dezember demnach um 18,1 Prozent.
Offizielle Zahlen zum chinesischen Wirtschaftswachstum will die Regierung in Peking am Montag veröffentlichen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte kürzlich für 2020 einen Anstieg des BIP um 1,9 Prozent in China prognostiziert.
Quelle: AFP