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Interview mit Europapark-Chef Roland Mack

Redaktion: Der Europa Park ist nun 45 Jahre alt. Was schätzen Sie persönlich an dieser langen Zeit?

Roland Mack: Man kann es kaum glauben, ich bin all die Jahre jeden einzelnen Tag gerne ins Unternehmen gekommen. Ich habe einfach Freude daran. Beruf und Freizeit gehen bei mir fließend ineinander über. Natürlich gibt es schönere und weniger schöne Tage. Am Tag, als es gebrannt hat oder seit Corona haben wir doch einige sehr unangenehme und traurige Tage, aber auch das werden wir meistern. Da bin ich ganz sicher. Millionen von Menschen, Familien, Kindern eine Freude zu machen ist doch ein unglaublich erfüllender Beruf! Gibt es etwas schöneres?

Redaktion: Sie haben die Idee „Freizeitpark“ überhaupt erst aus den USA nach Deutschland gebracht. Wie entstand diese Idee?

Roland Mack: Es war schon eine verrückte Geschichte. Ich war gerade mal Anfang 20 und wir haben ja mit unserer Firma Mack Rides in Waldkirch auch die meisten amerikanischen Freizeitparks beliefert. Mein Vater und ich sind damals getrennt in die USA geflogen, um Kunden zu besuchen. Er an der Ostküste, ich an der Westküste, am Ende haben wir uns in Los Angeles zum gemeinsamen Rückflug getroffen. Dort am Flughafen sagte ich zu ihm: Ich glaube, wir sollten einen Freizeitpark wie Disney bauen. Vater antwortete: Die gleiche Idee habe ich schon seit Wochen, ich bin schon in Deutschland auf der Suche nach einem Grundstück. Dann sind erste Ideen und Skiz- zen tatsächlich auf dem legendären Bierdeckel und einer Serviette im Flugzeug entstanden. Das war der Ursprung des Europa-Park.

Redaktion: Als Sie 1975 mit Ihrem Vater aus den USA zurückkehrten, wollten Sie diese Idee nun in die Tat umsetzen. Wie sind Sie zu dem Grund im Rust gekommen? Warum genau dieser Grund und Boden?

Roland Mack: Das ist eine lange Geschichte, wir haben einige Grundstücke angeschaut und alles lief auf Breisach am Rhein hinaus. Dort war auch ein kleiner See, der Europa-See hieß und sicherlich auf die Namensgebung Europa-Park Einfluß hatte. Am Ende scheiterte dieser Standort daran, dass eine große Straße das Gelände durchschnitten hat und eine Untertunnelung unglaublich teuer und nicht bezahlbar gewesen wäre. Mein Schwiegervater Siggi Schleinzer hat dann das Gelände in Rust entdeckt. Einen kleinen Märchenpark gab es da schon und den wundervollen Schlossgarten um das Schloss Balthasar aus dem 15. Jahrhundert. Als ich zum ersten Mal hinkam, schaute ich von außen durch einen Zaun in den verwunschenen und dicht mit Blumen bewachsenen Schlosspark. Es fühlte sich wie ein Märchen an. Ich sehe das heute noch vor Augen, als wäre es gerade gewesen. Ein Gelände im Dornröschenschlaf, ich war vom ersten Augenblick begeistert.

Redaktion: Wie ist das Unternehmen zu einem Familienunternehmen zusammengewachsen?

Roland Mack: Ich führe das Unternehmen in der siebten Generation, meine Kinder sind die achte Generation und die neunte Generation ist schon auf der Welt. Unser Unternehmen ist über 240 Jahre alt, da gibt es nicht mehr viele Firmen in dem Alter in Deutschland. Ich sehe mich immer als Treuhänder des Familienunternehmens, der die Firma in möglichst gutem Zustand an die nächste Generation weitergibt. Auf Ihre Frage: Wir haben als Familienunternehmen begonnen und setzen uns Tag für Tag sehr engagiert für den Zusammenhalt als Familienunter- nehmen ein. Zuletzt durch die Gründung einer Familienstiftung.

Redaktion: Die Europa-Maus hat DEN Wiedererkennungseffekt überhaupt. Jedes Kind erkennt sie und deswegen ist sie wohl eines der stärksten Marketinginstrumente des Europa Parks. Aber wie entstand die Europa-Maus?

Roland Mack: Wir hatten einige Ideen und Varianten am Anfang als Maskottchen und dann kam die Maus. Da steckt sicherlich auch ein bisschen Vorbild Disney drin. Am Anfang war das kein Problem. Ein paar Jahre nach Gründung des Europa-Park flatterte uns ein Schreiben der Anwälte von Disney ins Haus zum Thema Maus. Das war schon ein bisschen kritisch. Ich habe mir einen Termin beim Disney-Justitiar besorgt und bin in die USA geflogen. Dort habe ich mit dem Mann gesprochen, das war alles sehr nett und entspannt. Ich sagte, wir seien doch ein kleiner Park in Deutschland und am Ende antwortete er, okay, ihr könnt Euer Maskottchen behalten. No problem!

Redaktion: Nun das Jahr 2020 war sehr turbulent. Sicher auch für Sie. Welches war Ihr Höhepunkt/Tiefpunkt im Hinblick auf das Unternehmen?

Roland Mack: Das ist leider einfach zu beantworten: Die Tiefpunkte: Die Tage als wir erfahren haben, dass wir unseren kompletten Park mit Wasserwelt, allen Hotels und allen Restaurants, Konferenzen auf Null herunterfahren müssen. Und das bereits zweimal im Jahr 2020. Eine Katastrophe. Die Höhepunkte: Die erste Wiedereröffnung des Europa-Park am 29. Mai und natürlich die Wiedereröffnung der „Piraten in Batavia“ im Sommer.

Redaktion: Wie wirkte sich bisher die „Covid-19 Pandemie“, in wirtschaftlicher und personeller Hinsicht, auf den Europa-Park aus?

Roland Mack: Wirtschaftlich hat uns das sehr stark getroffen mit Umsatzverlusten, die bislang rund 100 Mio. Euro betragen. Die Kurzarbeit hat uns sehr geholfen, auf diesem Wege mussten wir keinen Mitarbeiter entlassen. Wir haben unseren Mitarbeitern freiwillig noch 20 Prozent auf das Kurzarbeitergeld aufbezahlt. Das alles ging nur, weil wir über Jahrzehnte solide gewirtschaftet haben.

Redaktion: Wie sieht das Hygienekonzept aus und wie viele Gäste dürfen anstatt welcher eigentlichen Anzahl gleichzeitig den Europa Park besuchen?

Roland Mack: Wir haben in enger Absprache mit den Behörden ein umfangreiches Hygienekonzept umgesetzt, das zahlreiche Maßnahmen in allen Bereichen beinhaltet. Für den Europa-Park waren dies z.B. folgende Punkte:

• Einhaltung einer Besucherobergrenze mit Hilfe von tagesbasiertem Online-Ticketing (maximal 15.000 Besucher im Europa-Park)

• Einhaltung von Sicherheitsabständen (z.B. Abstandsmarkierungen in Wartebereichen, Restaurants, etc.)

• Umsetzung von erweiterten Hygienestandards- und Prozessen (z.B. zusätzliche Desinfektionsstationen, regelmäßige Reinigung und Desinfektion von Oberflächen, etc.)

• Information und Aufklärung der Gäste über alle Maßnahmen vor und während des Besuchs

• Einführung neuer digitaler Technologien im Bereich des Warteschlangen-Managements und dem Wahren von Abständen

• Kontaktfreies Bezahlen

• Schulung der Mitarbeiter

• Maskenpflicht in allen überdachten Bereichen sowie auch in Außenbereichen, wenn der empfohlene Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann

Die Maßnahmen, z.B. in Form von Abstandsregeln, werden von den Gästen begrüßt und auch größtenteils umgesetzt. Natürlich appellieren wir aber auch immer wieder, unter anderem mithilfe von 15 Corona-Kontrolleuren, an unsere Besucher, die Regeln zur eigenen Sicherheit und der anderer Besucher zu befolgen.

Redaktion: Wie zuversichtlich sind Sie im Bezug zur Besserung der aktuellen Situation für 2021?

Roland Mack: Ohne Zuversicht geht gar nichts. Wir haben so ein großartiges und wirkungsvolles Hygienekonzept, das sich über fast ein halbes Jahr bewährt hat. Freizeitparks, Wasserparks, Hotels und Restaurants sind keine Treiber der Pandemie. Die Besucher sind sehr vernünftig und wir haben mit unseren Mitarbeitern in einem riesigen Kraftakt- personell wie finanziell alles dafür getan, auf Hygiene und Sicherheit zu achten. Wir sind absolut zuversichtlich und hoffen, dass der Deutschlandtourismus sogar eines Tages gestärkt aus dieser Krise hervorgeht.

Redaktion: Können Sie uns schon etwas über neue Attraktionen / Themengebiete berichten? Welche Investitionen planen Sie für die Zukunft?

Roland Mack: Gut, zunächst mal müssen wir schauen, dass wir überhaupt wirtschaftlich über die Runden kommen. Da wird auch einiges eingebremst. Das hat Vorrang. Dennoch glauben wir langfristig an unser Geschäftsmodell. Deshalb wird auch 2021 in unserer Wasserwelt Rulantica der größte Outdoorbereich Europas entstehen mit spektakulären Rutschen und vielem mehr. Viele weitere Attraktionen sind in der Pipeline, da will ich aber noch nicht zu viel verraten. Wenn es finanziell möglich ist, werden wir weiter investieren. Mein Vater hat den Spruch geprägt: Jede Mark in den Park, das gilt im Familienunternehmen Mack bis heute.

Redaktion: Was wünschen Sie sich für die Zukunft wenn Sie an den Europa Park denken?

Roland Mack: Ich wünsche mir, dass der Generationswechsel von mir in die nächste Generation weiterhin so gut und harmonisch läuft und unser Unternehmen noch über viele Generationen Millionen von Menschen Freude macht und ein Lächeln ins Gesicht zaubert.


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Ulm TV Magazin / 3. Ausgabe

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