Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat mehr Hilfe für Afrika gefordert. Ohne verstärkte Unterstützung des Nachbarkontinents “werden wir auch keine gute Zukunft haben”, sagte Schäuble dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstagsausgabe). “Wir müssen scheinbar entfernte Gefahren und Missstände ernster nehmen”, mahnte der CDU-Politiker die deutsche Politik. Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt fürchtet gravierende Auswirkungen der Corona-Krise auf den afrikanischen Kontinent.
Schäuble verwies darauf, dass die elenden Verhältnisse, in denen Millionen von Menschen in anderen Teilen der Welt lebten, zu Krieg, Terror, Gewaltherrschaft und Fluchtbewegungen führten. “Wir haben zu lange angenommen, das werde uns nicht betreffen. Nun müssen wir feststellen, dass wir sehr wohl davon betroffen sind”, sagte der Bundestagspräsident. “Wir müssen im eigenen Interesse mehr Verantwortung für die Welt und für die ärmeren Teile der Welt übernehmen.”
Die Afrika-Expertin von Brot für die Welt, Isabelle Uhe, sagte dem “Mannheimer Morgen” vom Donnerstag: “Die Corona-Pandemie hat die internationalen Lieferketten wochenlang unterbrochen, so dass Malaria-Medikamente und Moskitonetze nicht mehr geliefert werden konnten.” In Afrika würden jährlich 250.000 Kinder an Malaria sterben. “Das sind alle zwei bis drei Minuten ein Kind”, so Uhe.
Das Coronavirus selbst habe in Afrika bisher noch keine dramatischen Ausbrüche verursacht. “Knapp die Hälfte der Bevölkerung Afrikas ist jünger als 17 Jahre. Wie hierzulande werden auch in den afrikanischen Ländern die meisten jungen Menschen asymptomatisch sein”, sagte die Entwicklungshelferin. Zudem seien viele Staaten des Kontinents wegen vergangener Ebola-Epidemien gut vorbereitet gewesen.
Corona habe aber die Folgen der vielen Krisen und Konflikte noch einmal verstärkt, sagte Uhe. “Getroffen hat es vor allem die Menschen im informellen Sektor, die Kleinhändler, die ihren Lebensunterhalt in den Städten verdienen.”