Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat den Weg geebnet für einen baldigen Beginn der EU-weiten Impfkampagne gegen das Coronavirus. Die Behörde gab am Montag grünes Licht für den Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer. Damit dürfte es nun wie geplant nach Weihnachten mit den Impfungen in Deutschland und anderen EU-Ländern losgehen. Politiker in der EU und in Deutschland begrüßten die Entscheidung der EMA.
Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der in Amsterdam ansässigen EU-Behörde empfahl eine bedingte Marktzulassung des Impfstoffs in der EU, wie EMA-Chefin Emer Cooke in einer Online-Pressekonferenz verkündete. Die EU-Kommission will die endgültige Entscheidung mit den Mitgliedstaaten nun binnen zwei Tagen in einem Schnellverfahren treffen. Die Impfungen könnten dann wie geplant am 27. Dezember beginnen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüßte die Entscheidung der EMA: “Dies ist ein entscheidender Moment in unseren Bemühungen, den Europäern sichere und wirksame Impfstoffe zu liefern!”, schrieb sie im Onlinedienst Twitter. Auch Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) zeigte sich erfreut. “Das Licht am Ende dieses Pandemie-Tunnels ist heute noch einmal viel heller geworden”, erklärte sie in Berlin.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bezeichnete die bevorstehende Zulassung des Corona-Impfstoffs als “Meilenstein in der Pandemiebekämpfung”. Spahn erklärte in Berlin: “Impfen ebnet uns den Weg aus der Krise. Und wir tun alles dafür, diesen Weg so schnell wie möglich zu gehen.”
Nach Angaben der EMA gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Impfstoff nicht gegen die neue Coronavirus-Variante wirkt, die bisher vor allem in Großbritannien auftritt.
Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut, der Virologe Thomas Mertens, dämpfte jedoch die Euphorie: “Mit den vorliegenden Daten lässt sich noch nicht abschließend beurteilen, ob der Biontech-Impfstoff genauso gut gegen die mutierte Virusvariante wirkt wie bei den bisher bekannten Varianten”, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Die EMA hatte ihre Prüfung der Impfstoff-Zulassung auf Druck Deutschlands und anderer EU-Staaten um acht Tage vorgezogen. Der zuständige Ausschuss für Humanarzneimittel wollte ursprünglich erst am Dienstag kommender Woche entscheiden, kam nun aber bereits am Montag zusammen.
Auf Grundlage der vom Hersteller vorgelegten Labordaten und Ergebnissen der klinischen Tests wurden die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffes bewertet. Anders als in Großbritannien und den USA, die nur eine zeitweise Notfallzulassung für den Biontech-Impfstoff erteilten, hatte die EU von Anfang an eine einjährige bedingte Marktzulassung angestrebt, die ein strengeres Testverfahren voraussetzt.
Die EU hatte den Biontech-Impfstoff gemeinsam bestellt. Die Zahl der Dosen, auf deren Kauf die einzelnen Mitgliedstaaten Anspruch haben, richtet sich nach ihrer Bevölkerungszahl. Für Deutschland hatte Gesundheitsminister Spahn die Impfreihenfolge am Freitag per Verordnung festgelegt. Als erstes werden demnach Menschen ab 80 Jahren sowie Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen geimpft.