Gegen den ehemaligen Geschäftspartner des US-Investmentbankers und Sexualverbrechers Jeffrey Epstein, Jean-Luc Brunel, ist in Frankreich ein förmliches Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Dem 74-Jährigen würden “Vergewaltigungen von Minderjährigen über 15 Jahren” sowie “sexuelle Belästigung” vorgeworfen, teilte am Samstag Staatsanwalt Rémy Heitz in Paris mit. Brunel wurde in Untersuchungshaft genommen.
Der Gründer von Model-Agenturen wird von der Staatsanwaltschaft zudem verdächtigt, “den Transport und die Unterkunft von jungen Mädchen oder jungen Frauen für Jeffrey Epstein organisiert zu haben”, wie es in der Erklärung der Staatsanwaltschaft weiter hieß. Die Ermittlungsrichter nahmen dies jedoch zunächst nicht in das Ermittlungsverfahren mit auf, sondern stuften Brunel hier als “Zeugen mit Rechtsbeistand” zum Tatbestand des “schweren Menschenhandels” ein, was einem Zwitterstatus zwischen Beschuldigtem und Zeugen entspricht.
Brunel war am Mittwoch am Pariser Flughafen Charles de Gaulle festgenommen worden. Die französische Justiz hatte im August 2019 Nachforschungen wegen des Verdachts auf Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe im Zusammenhang mit dem Fall Epstein eingeleitet.
Der US-Multimillionär Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen vergewaltigt, sexuell missbraucht und zur Prostitution gezwungen haben. Der Investmentbanker wurde im Juli 2019 festgenommen und im August tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan gefunden. Nach Angaben des US-Justizministeriums nahm der 66-Jährige sich das Leben.
Der Fall sorgte auch nach Epsteins Tod für Schlagzeilen. Der Multi-Millionär war bestens vernetzt und zählte früher Prominente und hochrangige Politiker zu seinen Bekannten und Freunden, darunter US-Präsident Donald Trump und Ex-US-Präsident Bill Clinton. Im Fokus der Ermittler steht unter anderem der britische Prinz Andrew. Dem Royal wird vorgeworfen, 2001 Sex mit einer damals 17-Jährigen gehabt zu haben. Prinz Andrew bestreitet die Vorwürfe.
2008 war Epstein im US-Bundesstaat Florida wegen sexuellen Missbrauchs minderjähriger Mädchen verurteilt worden. Auf Grundlage einer geheimen Absprache mit dem damaligen Generalstaatsanwalt saß er jedoch lediglich eine 13-monatige Haftstrafe ab – und konnte anschließend offenbar unbehelligt weitermachen wie zuvor.