Erstmals überhaupt können Beschäftigte des Online-Riesen Amazon in den USA eine gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmervertretung wählen. Die zuständige nationale Aufsichtsbehörde gab am Donnerstag grünes Licht für die Wahl im Verteilzentrum von Amazon in Bessemer im US-Bundesstaat Alabama. Dort arbeiten rund 5000 Menschen.
Die National Labor Relations Board erklärte, es gebe “ausreichende konkrete Hinweise” dafür, eine Wahl in dem Betrieb zuzulassen. Die Behörde erlaubt dies normalerweise, wenn mindestens 30 Prozent der Beschäftigten dafür stimmen. Bei Amazon in Bessemer hatte die für den Einzelhandel zuständige Gewerkschaft RWDSU die Beschäftigten befragt.
Laut Behörde haben Amazon und die Gewerkschaft bis diesen Freitag Zeit, die Abstimmung zu organisieren. Sollten sie sich nicht einigen können, würde die Behörde eine Anhörung ansetzen, um ein Datum und die Bedingungen für die Wahl festzulegen.
Amazon ist gegen eine gewerkschaftliche Organisation seiner Beschäftigten. Eine Sprecherin des Unternehmens erklärte am Donnerstag, die Beschäftigten, die für die Wahl gestimmt hätten, “stehen nicht für die Ansichten, die die Mehrheit unserer Beschäftigten hat”. Amazon “arbeitet hart, unsere Teams zu unterstützen”. Mehr als 90 Prozent der Arbeitnehmer in Bessemer würden angeben, dass sie Amazon ihren Freunden als guten Arbeitgeber empfehlen würden.
Alabama im Süden der USA gilt als Bundesstaat, wo der Widerstand gegen Gewerkschaften groß ist. Amazon hat weltweit mehr als eine Million Beschäftigte, die meisten davon in den USA.
In Deutschland kämpft die Gewerkschaft Verdi seit Jahren dafür, dass Amazon den Tarifvertrag für den deutschen Einzelhandel unterzeichnet – bislang vergeblich. Das Unternehmen erklärt stets, seine Beschäftigten profitierten von “exzellenten Löhne, exzellenten Zusatzleistungen und exzellenten Karrierechancen”.