UN-Generalsekretär besorgt über "Impfstoffnationalismus"

UN-Generalsekretär António Guterres hat eindringlich vor dem Scheitern einer weltweiten Impfkampagne gegen das neuartige Coronavirus gewarnt: “Ich bin besorgt über den verbreiteten Impfstoffnationalismus”, sagte Guterres im Interview mit “Zeit Online”. Er habe natürlich Verständnis für die entwickelten Länder, die ihre eigene Bevölkerung schützen wollten. “Aber der Impfstoff muss überall zur Verfügung stehen und überall erschwinglich sein – als globales öffentliches Gut.”

Nach Ansicht von Guterres ist es auch wichtig, die Skepsis in Teilen der Bevölkerung vor einer Impfung zu reduzieren: “Die Impfungen werden nicht verpflichtend sein. Und wir wissen, dass in sozialen Medien eine große Kampagne läuft, um die Menschen von einer Impfung abzuschrecken”, sagte der UN-Generalsekretär.

Guterres, der am Donnerstag von Bundesaußenminister Heiko Maas in Berlin empfangen wird und am Freitag im Deutschen Bundestag sprechen will, mahnte zudem, die noch bestehende Finanzierungslücke bei der internationalen Covax-Initiative möglichst rasch zu schließen: “4,2 Milliarden Dollar fehlen immer noch. Durch den Impfstoffnationalismus und die Lücken bei Covax könnte der Zugang zu einem Impfstoff für Entwicklungsländer verzögert werden”, sagte Guterres. “Und wenn das so kommt, werden wir global scheitern.” Mit der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufenen Covax-Initiative sollen alle Länder der Welt zügig Zugang zu Impfstoffen erhalten.

Von den reichen westlichen Staaten forderte Guterres, sich bei der Verteilung des Impfstoffes “großzügig” zu zeigen: “Jene, die ihren Impfstoff nicht zugänglich machen, werden selbstverständlich Einfluss und guten Ruf in der Welt verlieren.” 

Der UN-Generalsekretär setzt dabei auch auf die USA unter ihrem künftigen Präsidenten Joe Biden: “Ich hoffe, dass sie sich der Covax-Initiative anschließen und sie auch Teil der internationalen Anstrengungen sein werden, um die Entwicklungsländer zu unterstützen.”

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