Wegen der Unsicherheit durch den Brexit haben sich die EU-Fischereiminister nur auf vorläufige Fischquoten für 2021 in der Nordsee und im Atlantik geeinigt. Für die meisten Bestände wurde nach zweitägigen Verhandlungen eine anteilige Beibehaltung der Fangmengen aus 2020 für die ersten drei Monate beschlossen, wie Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstagmorgen sagte. An einer Einigung auf fixe Quoten für das Mittelmeer gab es scharfe Kritik der EU-Kommission.
Die EU bewirtschaftet große Teile des Atlantiks und der Nordsee gemeinsam mit Großbritannien. Weil der Zugang für EU-Fischer zu britischen Gewässern einer der Knackpunkte in den festgefahrenen Post-Brexit-Verhandlungen ist, konnten hier noch keine endgültigen Fischquoten festgelegt werden.
“Wir wollten die laufenden Verhandlungen (mit Großbritannien) nicht mit unangemessenen Ergebnissen beeinflussen”, sagte Klöckner. Die vorläufigen Quoten seien aber Voraussetzung dafür, dass die Fischer ab dem 1. Januar überhaupt fischen können. Allerdings müsste Großbritannien auch dieser vorläufigen Regelung zustimmen.
Und auch das nicht EU-Land Norwegen, in dessen Gewässern EU-Fischer ebenfalls aktiv sind, hat Einwände erhoben. Norwegen lehnt jegliche Vereinbarung für die Befischung seiner Gewässer ab, solange es kein Abkommen der EU mit Großbritannien gibt. Aus Sicht Oslos hätte ein fehlendes Abkommen schwerwiegende Auswirkungen auf die ausgewogene Bewirtschaftung aller Meere.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums beinhaltet die vorläufige Einigung Ausnahmen für Makrele und den Blauen Wittling. Weil diese Fische besonders in den ersten Monaten des Jahres gefischt werden, sind hier für die ersten drei Monate 2021 bis zu 65 Prozent der maximalen erlaubten Fangmenge aus 2020 vorgesehen.
Besonders langwierig waren die Verhandlungen zur Lage im Mittelmeer. Die Fischerei hier wird zwar nicht direkt vom Brexit beeinflusst, die EU-Kommission hatte aber wegen der schlechten Lage der Bestände weitere Einschnitte für Fischer vorgeschlagen. Länder wie Spanien und Frankreich, deren Fischereisektor wegen der Auswirkungen des Brexit ohnehin unter Druck stehen, wehrten sich dagegen.
Im westlichen Mittelmeer, dem laut Ministerin Klöckner “politisch schwierigsten Punkt”, hatte Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius Quotensenkungen bis zu 25 Prozent gefordert. Am Ende einigten sich die Minister auf eine 7,5 Prozent niedrigere Höchstfangmenge.
“Ich bedaure öffentlich, dass die Minister wissenschaftlichen Rat nicht beachtet haben”, sagte Sinkevicius dazu. Er verwies auf die Lage in der Ostsee, wo teilweise komplette Fangverbote für Dorsch zu einer klaren Besserung der Bestände geführt hätten. “Es gibt keine Ausreden dafür, wissenschaftlichen Empfehlungen nicht zu folgen.”