Nach der Entführung von hunderten Schülern in Nigeria hat die Islamistengruppe Boko Haram am Donnerstag ein Video mit den mutmaßlichen Opfern veröffentlicht. In der Aufnahme, die die Nachrichtenagentur AFP einsehen konnte, sagt ein Junge mit staubbedecktem und zerkratztem Gesicht, dass es sich um die vermissten Schüler aus dem nordwestlichen Bundesstaat Katsina handle. Er sei einer von 520 Jungen, die von der “Shekau-Bande” entführt worden sei. Einige der Kinder seien getötet worden.
In dem Video sind dutzende Kinder zu sehen, sie scheinen in einem Wald unter unwürdigen sanitären Bedingungen festgehalten zu werden.
Der Anführer von Boko Haram, Abubakar Shekau, bekannte sich am Dienstag zur Entführung der Kinder durch die Gruppe. “Unsere Brüder stecken hinter der Entführung in Katsina”, sagte er in einer Propagandamitteilung.
Der Angriff auf die weiterführende Jungen-Schule am vergangenen Freitag fand hunderte Kilometer vom eigentlichen Aktionsgebiet von Boko Haram entfernt statt und erinnert an die Entführung hunderter Schülerinnen in Chibok im Jahr 2014. Boko Haram bewegt sich normalerweise im Nordosten des Landes rund um den Tschadsee.
Hunderte Schüler flüchteten nach dem Angriff auf die Schule nördlich der Stadt Kankara in die umliegenden Wald- und Buschgebiete. Andere wurden von den Angreifern, die auf Motorrädern kamen, in Gruppen aufgeteilt und verschleppt, wie Anwohner berichteten.
Die genau Zahl der Vermissten war bis Donnerstagnachmittag unklar. Die Behörden sprachen erst von 333 entführten Schülern, am Donnerstagmorgen erhöhten sie die Anzahl auf 400.
Boko Haram unter der Führung von Shekau war auch für die Entführung von 276 Schülerinnen in Chibok im Jahr 2014 verantwortlich. Der Vorfall sorgte weltweit für Empörung. Mehr als 150 der Mädchen konnten seitdem fliehen oder wurden freigelassen. Viele der Schülerinnen befinden sich jedoch bis heute in der Hand der Islamisten.
Boko Haram kämpft seit dem Jahr 2009 gewaltsam für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias. In den vergangenen Wochen verübte die Dschihadistengruppe zahlreiche Gräueltaten.