Die neuerliche Corona-Welle und der damit verbundene Lockdown bremsen nach Einschätzung führender Wirtschaftsforscher die Erholung der deutschen Konjunktur aus. Diese verschiebe sich “nach hinten”, erklärte das Münchner Ifo-Institut am Mittwoch und senkte seine Wirtschaftsprognose für das kommende Jahr. Ähnlich äußerten sich das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Entscheidend ist demnach auch der Erfolg des Impfstoffs.
Das Ifo-Institut geht für 2021 nun statt von 5,1 Prozent von einem Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent aus. Erst Ende 2021 werde die Produktion von Waren und Dienstleistungen wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen, erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Für ihre Prognose nahmen die Forscher an, dass die seit November geltenden Infektionsschutzmaßnahmen unverändert bis März 2021 in Kraft bleiben. Nicht integriert ist dabei allerdings die kürzlich beschlossene Schließung von Teilen des Einzelhandels.
Für das laufende Jahr erwarten die Ifo-Forscher einen Wirtschaftseinbruch um 5,1 Prozent. Ihre Vorhersage für das Jahr 2022 hoben sie von 1,7 Prozent auf 2,5 Prozent an.
Das Münchner Institut rechnet vor diesem Hintergrund zudem mit einer Arbeitslosenquote von 5,9 Prozent in diesem Jahr, nach 5,0 Prozent im Jahr 2019. Im kommenden Jahr dürfte die Quote demnach “stabil bleiben”. Erst 2022 rechnet das Institut mit einem Rückgang auf 5,5 Prozent.
Auch das IWH geht erst ab dem Frühjahr wieder von einer stärkeren Expansion der deutschen Wirtschaft aus – dank milderer Witterung und einer dann geplanten Impfkampagne. Die Erholung gelte auch für die Beschäftigung, hieß es. Für 2021 prognostiziert das Institut ein Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,4 Prozent.
Die Forscher des IMK der Hans-Böckler-Stiftung rechnen ebenfalls damit, dass die Wirtschaft nach einer Stagnation bis zum Ende des ersten Quartals 2021 erst im Frühjahr “wieder auf Wachstumskurs” geht. Die zweite Welle der Pandemie habe die konjunkturelle Erholung “zunächst ausgebremst”.
Für 2021 rechnet das IMK dann mit einem Wachstum von 4,9 Prozent – angetrieben durch den privaten Konsum sowie durch Außenhandel und Investitionen. Die Wachstumsprognose ließe sich jedoch nur halten, wenn der Impfstoff verfügbar und wirksam sei, stellten die Forscher klar. Auch das Institut in Halle erklärte, das “Hauptrisiko für die deutsche Konjunktur” sei derzeit die Unsicherheit darüber, ob Impfungen die Pandemie in den kommenden Quartalen wirklich beenden werden.
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