Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat an die besonderen Herausforderungen für Familien in der Corona-Pandemie erinnert und alle Bürger zu Solidarität und Rücksicht aufgerufen. Sie wünsche sich, dass viele im kommenden Jahr sagen könnten, sie seien gut durch die Krise gekommen, “weil wir vernünftig, solidarisch und rücksichtsvoll miteinander umgegangen sind”, sagte Giffey am Donnerstag in der Haushaltsdebatte des Bundestags.
Im Haushalt 2021 ist für das Familienministerium ein Rekordetat 13,1 Milliarden Euro vorgesehen. Dieser Haushalt mache Familien stark und stärke sozialen Zusammenhalt, zeigte sich Giffey im Bundestag überzeugt.
Sie schloss sich in ihrer Rede im Parlament ausdrücklich den Appellen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Kontaktbeschränkungen in der Corona-Pandemie an. Sie wünsche sich, dass Deutschland gut durch die Krise komme, weil die Menschen ihre individuellen Interessen zum Wohle der Allgemeinheit zurückgestellt hätten – ganz in dem Sinne, wie es die Bundeskanzlerin “so eindrucksvoll” gesagt habe, betonte die Familienministerin. Merkel hatte am Mittwoch in einem emotionalen Auftritt im Bundestag für schärfere Corona-Maßnahmen geworben.
Auch der vom Bundesfamilienministerium ebenfalls am Donnerstag vorgelegte Familienreport 2020 steht im Zeichen der Corona-Krise. “In der Pandemie sehen wir gerade, Familien haben ganz besondere Herausforderungen zu meistern – das Berufs- und Familienleben muss unter den veränderten Bedingungen anders organisiert werden”, erklärte Giffey. Der Familienreport zeige jedoch, dass viele Familien die Verantwortung und auch die wirtschaftlichen Risiken längst auf mehrere Schultern verteilten.
Bei fast zwei Drittel (65 Prozent) der Paarfamilien waren im Jahr 2018 beide Eltern erwerbstätig. “Seit dem Ausbau der Kindertagesbetreuung und der Einführung des Elterngelds ist die Erwerbstätigkeit von Müttern – auch mit jungen Kindern – stetig gestiegen”, hieß es in dem Report.
In Deutschland wachsen dem Report zufolge Kinder häufiger bei verheirateten Eltern auf als im europäischen Durchschnitt. Während der Anteil in Deutschland bei 74 Prozent liegt, sind es in Europa 68 Prozent.
Der Familienreport griff auch die Erfahrungen von Familien im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr noch einmal auf. “Während ein Teil diese Zeit eher positiv erlebt hat, standen insbesondere Familien mit jüngeren Kindern vor zahlreichen Herausforderungen”, fasste das Ministerium ein zentrales Ergebnis einer Allensbach-Umfrage aus April und Mai zusammen.
Für mehr als jede zweite Familie war demnach vor allem die Neuorganisation der Kinderbetreuung schwierig. Die Krise habe aber nicht zu der “befürchteten Re-Traditionalisierung der Elternrollen” geführt.
© Agence France-Presse