Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat die großen Lebensmittelhändler zu besserer Bezahlung aufgefordert und mangelnde Wertschätzung beklagt. Die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Handel bedürfe “neuer Rahmenbedingungen und einer grundlegenden Veränderung”, erklärten die Bauern am Mittwoch in einem Forderungspapier an die Unternehmen Aldi, Lidl, Edeka und Rewe. Sie forderten neben entsprechenden Selbstverpflichtungen der Händler in einem “Verhaltenskodex” auch Änderungen im Kartellrecht.
“Die auf wenige Unternehmen konzentrierte Nachfragemacht des Lebensmitteleinzelhandels verhindert angemessene Vertragsbedingungen und Margen in der Lieferkette”, heißt es in dem DBV-Papier. Viele durch internationalen Wettbewerb und Auflagen belastete heimische Betriebe seien “an der Grenze der Belastungsfähigkeit angelangt”. Zwar seien sie zu höheren Standards in Tier- und Umweltschutz sowie größeren Anforderungen ihrer Abnehmer bereit – das müsse aber finanziell “honoriert” werden.
DBV-Präsident Joachim Rukwied sprach sich für einen “Deutschland-Bonus” für Lebensmittel aus der heimischen Landwirtschaft aus, die “in der Regel mit deutlich höheren Standards erzeugt wurden als Produkte aus dem Ausland”. Diese Qualität müsse “ein anderes Preisschild haben”, forderte er.
Dafür müssen die Händler aus Sicht der Landwirte auch aufhören, in erster Linie mit ihren Preisen zu werben: “Dauerniedrigpreispolitik” sei ein “Ausdruck von Ideenlosigkeit und zerstört Wertschöpfung und Nachhaltigkeit gleichermaßen”. Schließlich sollten sich die Unternehmen selbst “zum Aufbau langfristiger und verlässlicher Liefer- und Vertragsbeziehungen” verpflichten.
Von der Bundesregierung forderte der DBV, das Kartellrecht stärker auf den Schutz von Erzeugern und Zulieferern auszurichten. Darüber hinaus sollten europaweite Standards für Produktqualität, Klimaschutz und Arbeitnehmerrechte in EU-Handelsabkommen festgeschrieben werden.
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