Rheinland-Pfalz erwartet eine Vervielfachung der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern. Wenn die Infektionszahlen gleich blieben, könnten einer vorsichtigen Schätzung zufolge innerhalb der nächsten vier Wochen etwa 1400 weitere Patienten zur stationären Behandlung in die Kliniken kommen, teilte das Landesgesundheitsministerium am Freitag in Ludwigshafen mit. Basis ist der Zwischenbericht des sogenannten “Covid-19-Registers”, das die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern erfasst.
Seit Beginn des Registers im April wurden 274 Covid-19-Patienten in den rheinland-pfälzischen Krankenhäusern registriert. Davon mussten rund 20 Prozent auf der Intensivstation behandelt und beatmet werden. 42 Prozent der beatmeten Patienten erhielten einen Luftröhrenschnitt. Die Sterblichkeit betrug 17,6 Prozent und wurde bei mehr als der Hälfte durch ein Lungenversagen verursacht. Im Schnitt waren die Patienten 64 Jahre alt und blieben 15 Tage.
Die Zahlen zu den registrierten Covid-19-Patienten unterscheiden sich von den täglichen Meldungen der Krankenhäuser an das Landesgesundheitsamt. Beispielsweise hatten Krankenhausvertreter bei einer Pressekonferenz am 4. November erklärt, dass zu diesem Zeitpunkt 456 Covid-19-Patienten in den rheinland-pfälzischen Krankenhäusern behandelt würden.
Während Krankenhäuser zur Meldung ihrer aktuellen Patientenzahlen an das Landesgesundheitsamt verpflichtet seien, sei die Angabe an das Covid-19-Register in Ludwigshafen freiwillig, erklärte der Studienleiter Anselm Gitt vom Herzzentrum Ludwigshafen der Nachrichtenagentur AFP. Einige Krankenhäuser hätten beim Register nicht mitgemacht. Dennoch gäben die Zahlen als Frühwarnsystem einen guten Überblick. In der Zwischenzeit seien auch mehr Patientendaten an das Register übermittelt worden. Diese hätten aber noch nicht ausgewertet werden können.
Auf Basis der Zahlen gab das Institut für Herzinfarktforschung eine Prognose über die weitere Entwicklung der Patientenzahlen ab. Demnach benötigen geschätzt 6,8 Prozent der Covid-19-Patienten im Verlauf ihrer Infektion eine stationäre Behandlung. Von diesen wiederum brauchen etwa 21,8 Prozent eine intensivmedizinische Therapie. Von den etwa 1400 weiteren Covid-19-Patienten würden rund 300 einer Behandlung auf der Intensivstation bedürfen.
Die gewonnenen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, das Virus besser zu verstehen und die Behandlungsmaßnahmen zu optimieren, erklärte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Infolge der ausgebauten Intensivkapazitäten seien die rheinland-pfälzischen Krankenhäuser für die Herausforderung gut gerüstet. Die Prognose unterstreiche, dass die zu Monatsbeginn verhängten Einschränkungen im öffentlichen Leben zur Eindämmung der Pandemie richtig gewesen seien.
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