Frankreich durch mehr als 58.000 Corona-Neuinfektionen unter Druck

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Eine Woche nach Inkrafttreten des Corona-Lockdowns in Frankreich ist die Regierung durch einen neuen Höchststand von mehr als 58.000 Neuinfektionen binnen eines Tages unter Druck. Die Regierung verschärfte deshalb am Freitag die Maßnahmen an Gymnasien, in Paris trat ein Verkaufsverbot für Alkohol und Speisen ab 22 Uhr in Kraft. Erstmals seit dem Frühjahr wurden wieder französische Covid-19-Patienten nach Deutschland verlegt.

Mindestens drei Erkrankte aus der französischen Grenzregion Grand Est kamen ins Saarland, wie die Behörden mitteilten. Sie wurden zuletzt in Thionville, Sarreguemines und Saint-Avold behandelt. Ihre Verlegung geschehe vorsorglich, um die Kliniken zu entlasten, hieß es. In Frankreichs Krankenhäusern liegen bereits mehr als 4200 Corona-Intensivpatienten. Die Regierung befürchtet, dass Ende kommender Woche vielerorts die Belastungsgrenze erreicht ist.

Erste Wirkungen des Lockdowns werden ebenso erst ab der kommenden Woche erwartet. Wegen der steigenden Infektionszahlen wurden die Maßnahmen weiter verschärft: Die Gymnasien sollen den Unterricht ab kommender Woche teilweise digital abhalten. Mindestens 50 Prozent des Unterrichts muss aber weiter in den Klassen stattfinden, wie Bildungsminister Jean-Michel Blanquer betonte. 

In den vergangenen Tagen hatten hunderte Gymnasiasten vor allem im Westen des Landes gegen mangelnde Schutzmaßnahmen protestiert. Für Dienstag hat eine Lehrergewerkschaft zu landesweiten Protesten aufgerufen. Die Regierung beziffert die Zahl der derzeit infizierten Schüler nur auf 3500 – bei insgesamt zwölf Millionen Schülern. Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus, da Kinder und Jugendliche bei einer Corona-Infektion oft keine Symptome haben. 

In der Hauptstadt Paris sollten am Freitagabend neue Einschränkungen in Kraft treten: Auf Anordnung der Präfektur dürfen Kioske und Restaurants ab 22 Uhr keinen Alkohol und keine Speisen zum Mitnehmen mehr verkaufen. Auch der Alkoholkonsum auf der Straße ist bis sechs Uhr morgens verboten, um Menschenansammlungen zu vermeiden.

Unter dem Lockdown dürfen die Franzosen in der Regel nur aus zwingenden beruflichen oder medizinischen Gründen oder zum Einkaufen und für kurze sportliche Betätigungen aus dem Haus. Die meisten Geschäfte sowie Restaurants und Bars sind geschlossen und dürfen nur Lieferdienste anbieten.

Die Corona-Krise hat die Suizidgefahr in Frankreich laut einer Studie des Instituts Ifop erhöht: Betroffen sind demnach vor allem Unternehmenschefs, selbstständige Händler, junge Leute und Arbeitslose.

Mit insgesamt 1,6 Millionen Corona-Ansteckungen ist Frankreich nach absoluten Zahlen in Europa das am stärksten betroffene Land, wie der Generaldirektor für Gesundheit, Jérôme Salomon, sagte. Er nannte die zweite Welle “brutal”, die Zahl der Todesopfer stieg auf mehr als 39.000. 

Einige Indikatoren in Frankreich geben aber Anlass zu vorsichtiger Hoffnung: So sank der landesweite R-Wert zuletzt auf 1,1. Das heißt, dass derzeit 100 Infizierte 110 Menschen neu anstecken. Bei einem R-Wert von unter eins können die Behörden die Ausbreitung theoretisch kontrollieren. 

Auch die sogenannte Inzidenz ist rückläufig. Sie lag mit landesweit gut 450 Corona-Positiven pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche aber immer noch fast vier Mal so hoch wie in Deutschland.

© Agence France-Presse

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