Beim Heizen müssen sich viele Bundesbürger auf höhere Kosten einstellen – zugleich gibt es erhebliche Einsparpotenziale durch energetische Sanierungen. Diese seien der “schlummernde Riese fürs Energiesparen und für den Klimaschutz”, erklärte die Geschäftsführerin der gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online, Tanja Loitz, am Dienstag zur Veröffentlichung des neuen Heizspiegels. “Wir erleben immer wieder, dass vielen Verbrauchern dieses Potenzial noch nicht bewusst ist.”
Dem aktuellen Heizspiegel zufolge lagen für das Abrechnungsjahr 2019 die Kosten für eine erdgasbeheizte 70-Quadratmeter-Wohnung bei durchschnittlich 720 Euro. Damit stiegen die Kosten im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 20 Euro oder 2,9 Prozent.
Maßgeblich dafür seien das kühle Wetter und die um 3,4 Prozent gestiegenen Erdgaspreise gewesen, erklärte co2online. Aber auch die Kosten für das Heizen mit Öl, Fernwärme oder Wärmepumpe zogen an: 885 Euro bei Heizöl bedeuten demnach ein Plus von einem Prozent; bei Fernwärme liegt der Anstieg bei 3,5 Prozent (890 Euro) und bei Wärmepumpen bei 7,3 Prozent (735 Euro).
Erstmals wurden auch Holzpellets in die Analyse aufgenommen. Hierbei kostete das Beheizen einer 70-Quadratmeter-Wohnung im Schnitt 590 Euro. Der Heizspiegel wird von co2online, dem Deutschen Mieterbund und dem Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt. Für die aktuelle Analyse wurden mehr als 147.000 Datensätze aus zentral beheizten Wohngebäuden in ganz Deutschland ausgewertet.
Für 2020 prognostiziert co2online, dass Verbraucher, die mit Erdgas heizen, mit stabilen Kosten rechnen können. Hingegen steigen die Kosten für das Heizen mit Wärmepumpen demnach voraussichtlich weiter um etwa vier Prozent, während sie für Fernwärme (rund minus zwei Prozent) und Holzpellets (rund minus vier Prozent) sinken. Deutlich fällt der erwartete Rückgang mit minus 18 Prozent beim Heizöl aus. Hier war der Preis für den Energieträger im Jahresverlauf auch wegen der Corona-Pandemie kräftig gesunken.
Für Verbraucher lohnt es sich nach Angaben von co2online aber, auf erneuerbare Energieträger zu setzen: “Ab 2021 sparen Eigentümer, die auf nicht fossile Energieträger umsteigen, den CO2-Preis”, erklärte die Beratungsgesellschaft. “Zudem sind bis zu 45 Prozent der Kosten für den Umstieg staatlich förderfähig.”
Das Bundesumweltministerium verwies darauf, dass der energetische Zustand eines Hauses beim Heizenergieverbrauch einer der wichtigsten Faktoren sei. “485 Euro zahlten Bewohner einer 70 Quadratmeter großen Vergleichswohnung in einem energetisch guten Mehrfamilienhaus mit Erdgasheizung im vergangenen Jahr im Durchschnitt fürs Heizen”, erläuterte das Ministerium. “Für Bewohner eines Mehrfamilienhauses in einem schlechten energetischen Zustand waren die Heizkosten mehr als doppelt so hoch – etwa 1030 Euro.” Entsprechend höher seien auch die klimaschädlichen CO2-Emissionen.
Die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes (DMB), Melanie Weber-Moritz, forderte indes, dass Sanierungen “warmmietenneutral” erfolgen sollten, um Mieter nicht zusätzlich zu belasten. “Nur Eigentümer können die Heizungsanlage erneuern und so die Voraussetzungen für einen geringeren Verbrauch schaffen”, erklärte sie.
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