Der Chef der Lokführergewerkschaft GDL, Claus Weselsky, hat vor Beginn der Schlichtung mit der Deutschen Bahn (DB) Zugeständnisse der Mitglieder in der Corona-Krise ausgeschlossen und einen harten Verhandlungskurs angekündigt. “Wir haben hier eine Schlichtung vor uns, die wir nicht gewollt haben”, sagte Weselsky am Donnerstag in Berlin. Dennoch sei er “gespannt” auf die Verhandlungen und “ein Stück weit auch zuversichtlich”.
Die GDL fordert im Rahmen eines Sanierungstarifvertrags unter anderem eine Lohnerhöhung um 4,8 Prozent und eine Corona-Prämie von 1300 Euro. Außerdem sollen alle Führungskräfte des Konzerns drei Jahre lang auf Bonuszahlungen verzichten.
Die Zugführer hätten mehr verdient als “Klatschen von Balkonen und am Ende immer wiederkehrende Märchen des Managements, dass hier alles besser wird”, sagte Weselsky. Er verwies erneut auf Schulden, strukturelle Probleme und “Missmanagement” bei der Bahn schon vor der Pandemie – dies “überdeckt alles”.
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler erklärte am Donnerstag hingegen, es sei “unbestreitbar, dass Corona auch bei der DB erhebliche Schäden verursacht hat, bei deren Bewältigung ein solidarischer Beitrag von allen gefragt ist”. Bei den Verhandlungen mit der GDL handle es sich “nicht um eine vorgezogene reguläre Tarifrunde, sondern um eine durch Corona verursachte Sondersituation”.
Bahn und GDL verhandeln ab Donnerstagvormittag unter Vermittlung eines Schlichters über ein Tarifpaket zur Bewältigung der Pandemiefolgen. Der Konzern will angesichts der größten Krise in der Unternehmensgeschichte eine “ökonomisch verantwortungsvolle, nachhaltige und sozial ausgewogene Lösung” mit der Gewerkschaft finden. Die GDL hatte Tarifverhandlungen bislang aber abgelehnt und auf laufende Verträge bis Ende Februar 2021 verwiesen.
Die Bahn leitete daraufhin, wie im Tarifvertrag geregelt, die Schlichtung ein; Schlichter ist Brandenburgs früherer Ministerpräsident Matthias Platzeck. Die Schlichtung dauert bis zu drei Wochen und kann um eine Woche verlängert werden. Beide Tarifparteien wollen sich währenddessen nicht öffentlich äußern. Bis Ende Februar 2021 gilt die Friedenspflicht – Streiks etwa an Weihnachten müssen Reisende also nicht fürchten.
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