Der Anwalt des verurteilten belgischen Mädchenmörders Marc Dutroux lässt seine Bemühungen um eine vorzeitige Freilassung seines Mandanten vorerst ruhen. Damit reagierte der Verteidiger Bruno Dayez auf ein neues psychiatrisches Gutachten, das Dutroux als weiterhin gefährlich einstuft. “Es ist sehr, sehr negativ”, sagte Dayez am Mittwoch über das Gutachten, von dem er sich eine Grundlage für einen Antrag auf vorzeitige Haftentlassung erhofft hatte.
In dem Gutachten werde Dutroux als gefährlicher Psychopath beschrieben, sagte Dayez. Damit erscheine eine vorzeitige Haftentlassung derzeit aussichtslos. Einen späteren Anlauf schloss der Jurist aber ausdrücklich nicht aus: “Ich habe nie gesagt, dass ich aufgebe.”
Dutroux’ Anwälte hatten die Untersuchung ihres Mandanten beantragt, um seinen psychischen Zustand und das Risiko, dass ihr Mandant rückfällig wird, neu bewerten zu lassen. Der heute 63 Jahre alte Dutroux ist seit 24 Jahren in Isolationshaft.
Dayez hatte Anfang 2018 angekündigt, sich für eine vorzeitige Haftentlassung seines Mandanten nach 25 Jahren Haft, also im Jahr 2021, einzusetzen. In einem Buch mit dem Titel “Warum Marc Dutroux freigelassen werden sollte” kritisierte der Anwalt das belgische Haftsystem und verteidigte die These, dass kein Verurteilter länger als ein Vierteljahrhundert im Gefängnis verbringen sollte.
Die Debatte über eine mögliche Freilassung des Mannes, der als einer der schlimmsten Verbrecher in der Geschichte des Landes gilt, hatte in Belgien für heftige Debatten gesorgt. Dutroux war 1996 festgenommen und 2004 von einem Schwurgericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Die Geschworenen befanden ihn für schuldig, in den Jahren 1995 und 1996 zwei Mädchen und einen Komplizen ermordet sowie insgesamt sechs Mädchen entführt und vergewaltigt zu haben.
Dutroux’ Ex-Frau Michelle Martin, die wegen ihrer Beteiligung an den Verbrechen zu 30 Jahren Haft verurteilt worden war, wurde 2012 unter Auflagen freigelassen. Im Dezember 2019 wurde auch Dutroux’ Komplize Michel Lelièvre die Freilassung unter Auflagen zugestanden. Ein erster Antrag auf Dutroux’ vorzeitige Haftentlassung – mit einer elektronischen Fußfessel – war 2013 gescheitert.
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