EZB-Chefin Christine Lagarde hat mehr Investitionen in ökologische Projekte gefordert. Trotz einer “Schlüsselrolle” Europas in dem Bereich werde nicht genug “in die grüne Richtung” investiert, sagte Lagarde am Mittwoch auf einer Onlinekonferenz der Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 zu erreichen, müssten die EU-Staaten jährlich insgesamt 290 Milliarden Euro investieren – und zwar über viele Jahre.
Im vergangenen Jahr seien aber nur grüne Investitionen und Anlagen im Umfang von 100 Milliarden Euro finanziert worden, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie sprach von einem “Marktversagen” im sogenannten Green-Finance-Bereich, das die staatlichen Gesetzgebungs- und Regulierungsapparate beheben müssten. In diesem Zusammenhang lobte Lagarde Frankreich, Deutschland, Belgien, die Niederlande und Litauen für die Ausgabe grüner Anleihen – der Umfang sei zwar noch gering, der ökologische Finanzmarkt werde aber sicher wachsen.
Ein Problem sieht Lagarde dagegen in einer Vielzahl von Bewertungsmechanismen für nachhaltige Anlageprodukte: Es brauche detaillierte Informationen zur Beurteilung, ob diese tatsächlich “grün” seien – aktuell seien viele Investoren damit überfordert.
Lagarde hatte seit ihrem Amtsantritt als EZB-Präsidentin Ende vergangenen Jahres mehrfach angedeutet, Klimapolitik und Nachhaltigkeit weiter in den Fokus der Geldpolitik der Zentralbank rücken zu wollen. Im Rahmen der von ihr bereits Anfang 2020 angekündigten, dann aber wegen der Corona-Pandemie in den Hintergrund gerückten Strategieüberprüfung sollen sich die Notenbanker laut Lagarde nun auch die Frage stellen, inwieweit “Marktneutralität” beispielsweise die Anleihekaufprogramme der EZB bestimmen soll.
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