Noch haben sie sich von den Zerstörungen durch “Laura” nicht erholt, da droht den Menschen in Teilen der US-Golfküste erneut ein “potenziell tödlicher” Hurrikan. Nach Angaben des Staatlichen Hurrikan-Zentrums (NHC) in Miami sollte der Wirbelsturm “Delta” am Freitagabend (Ortszeit) mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 195 Stundenkilometern im Südwesten des Bundesstaats Louisiana an Land treffen. Die Behörden warnten vor lebensbedrohlichen Sturmfluten und Überschwemmungen, empfahlen Evakuierungen und mobilisierten die Nationalgarde.
“Delta” hatte zuvor an der mexikanischen Karibikküste für Schäden gesorgt, die befürchtete Katastrophe aber blieb aus. Auf dem Weg in die USA nahm er aber wieder an Stärke zu und wurde zu einem Hurrikan der drittstärksten Kategorie 3 hochgestuft. Louisianas Gouverneur John Bel Edwards rief die Bewohner entlang der Küste zu extremer Vorsicht auf und versetzte 2400 Mitglieder der Nationalgarde in Einsatzbereitschaft.
“Delta” werde eine Region von Louisiana treffen, “die am wenigsten darauf vorbereitet ist”, sagte Edwards am Donnerstagabend. Doch er wisse, dass die Menschen dort stark seien. Sie würden erneut auf die “Probe gestellt”, doch gemeinsam “werden wir das überstehen”.
Der Südwesten Louisianas war erst im August von Hurrikan “Laura” getroffen worden. In der Stadt Lake Charles zeugten entwurzelte Bäume und andere Trümmer von den damaligen Verwüstungen. Gouverneur Edwards warnte, “Delta” könnte diese aufwirbeln und in zerstörerische “Raketen” verwandeln. Auf den Ausfallstraßen bildeten sich am Donnerstag lange Schlangen von Fahrzeugen, die Lake Charles verlassen wollten.
Terry Lebine hatte den Exodus schon vor wenigen Wochen durchlebt. Nun will sie sich gemeinsam mit ihrer 81-jährigen Mutter erneut auf den Weg ins 150 Kilometer weiter nördlich gelegene Alexandria machen. “Es ist anstrengend”, sagte Lebine der Nachrichtenagentur AFP. “Meine Mutter ist nicht bei bester Gesundheit und jetzt müssen wir schon wieder aufbrechen”. Sie seien gerade mal “zwei, drei Wochen” zu Hause gewesen.
Delta ist bereits der 26. namentlich verzeichnete Sturm der atlantischen Sturmsaison in diesem Jahr. Wegen der Vielzahl an Stürmen in der laufenden Saison mussten die Meteorologen bei den Namen bereits auf das griechische Alphabet zurückgreifen.
Nach Einschätzung von Experten wärmt sich die Oberfläche der Ozeane durch den Klimawandel weiter auf, wodurch Hurrikans mehr und mehr an Intensität zunehmen. Sie rechnen mit einer wachsenden Zahl von Wirbelstürmen der Stärke 4 und 5.