Die Verbraucherzentralen fordern ein umfassendes Verbot für Schadstoffe in Lebensmittelverpackungen sowie in Ess- und Kochgeschirr. “Krebserregende, erbgutverändernde oder fruchtbarkeitsschädigende Stoffe haben in Lebensmittelverpackungen nichts zu suchen”, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochsausgaben). Die Politik müsse hier “dringend handeln und für solche Stoffgruppen klare Verbote aussprechen”.
Deutschlands oberster Verbraucherschützer bezeichnete es als ein “Armutszeugnis für die Politik”, dass eine solche Forderung überhaupt noch erhoben werden müsse.
Neben einem Verbot bedenklicher Stoffe forderte Müller auch die Einführung eines europäischen Zulassungsverfahrens: “Bei der Gesundheit muss das Vorsorgeprinzip gelten. Bevor Lebensmittelverpackungen und Geschirr auf den Markt gelangen, muss ihre Unbedenklichkeit nachgewiesen und von einer unabhängigen EU-Behörde bestätigt werden.”
Müller forderte die Bundesregierung auf, mit Einfuhrkontrollen und Vorführpflichten den Import potenziell gesundheitsschädlicher Produkte zu verringern. Um die Überwachung zu stärken, plädierte er für mehr Personal und Sachmittel. Die Bundesregierung solle sich zudem für eine “zügige und umfassende Überarbeitung der EU-Verordnung” einsetzen, sagte der vzbv-Vorstand.
Eine vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Auftrag gegebene repräsentative Kantar-Studie, die den Funke-Zeitungen vorlag, zeigt dem Bericht zufolge, dass auch die deutliche Mehrheit der Deutschen gesundheitsschädliche Chemikalien in Lebensmittelverpackungen ablehnt. 93 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Lebensmittelverpackungen beziehungsweise Koch- oder Essgeschirr keine Schadstoffe enthalten sollten.
Allerdings würden nur 73 Prozent tatsächlich auch auf Produkte, die sie oft nutzen, verzichten, wenn eine relativ geringe Belastung mit gesundheitsschädlichen Chemikalien nachgewiesen werden würde. Jeder Vierte würde die Produkte demnach dennoch weiter konsumieren.
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