Nach massivem Druck haben mehr als 2000 Migranten aus Honduras ihren Plan aufgeben müssen, mitten in der Coronakrise in die USA zu gelangen. Ein Großteil der in Guatemala festsitzenden Migranten willigte am Samstag ein, mit Unterstützung der dortigen Behörden in ihre Heimat zurückzukehren. Sie hatten sich nach Aufrufen in den Online-Netzwerken auf den Weg in die USA gemacht. Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador vermutete einen Zusammenhang mit dem US-Präsidentschaftswahlkampf.
Rund 3000 Menschen waren am Mittwochabend von der zweitgrößten honduranischen Stadt San Pedro Sula aufgebrochen und hatten am Donnerstag die Grenze nach Guatemala überquert. Die Migranten durchbrachen die Reihen guatemaltekischer Grenzsoldaten; auch setzten sie sich über die wegen der Corona-Pandemie vorgeschriebenen Tests bei der Einreise hinweg. Viele trugen keine Schutzmasken.
Später teilte sich der Zug in eine größere und eine kleinere Gruppe auf, um zu versuchen, die mexikanische Grenze auf unterschiedlichen Routen zu erreichen.
Guatemalas Präsident Alejandro Giammattei ordnete daraufhin die Festnahme und Abschiebung der Migranten an, rief sie aber gleichzeitig zur freiwilligen Rückkehr auf. Die mexikanische Regierung kündigte den Einsatz hunderter Soldaten und Beamter der Einwanderungsbehörde an, um einen Grenzübertritt der Flüchtlinge zu verhindern.
Mexikos Präsident López Obrador hielt den Zeitpunkt des Marsches der Migranten für verdächtig: “Es ist sehr merkwürdig, dass sich dieser Konvoi ausgerechnet kurz vor der US-Wahl auf den Weg gemacht hat”, sagte er am Freitag vor Journalisten. Er kenne nicht alle Einzelheiten, es gebe aber Anhaltspunkte, dass die Aktion “organisiert” worden sei, um die US-Wahl am 3. November zu beeinflussen.
Angesichts der geringen Aussicht auf einen Erfolg ihrer Pläne gaben die meisten der Migranten dann aber am Samstag auf. Nur einige kleinere Gruppen wollten an ihrem Ziel festhalten.
Viele der Gescheiterten brachten ihre Frustration zum Ausdruck: “Ich bin so wütend, dass ich überhaupt hierhin gekommen bin”, sagte Eduardo Rodríguez der Nachrichtenagentur AFP. Bevor er gestoppt wurde, hatte er bereits 250 Kilometer zurückgelegt und sich dabei auch noch den Fuß verletzt. “Ich habe nur Zeit verloren und das bisschen Geld, das ich besaß”.
In den vergangenen Jahren waren tausende Menschen aus zentralamerikanischen Ländern in großen Gruppen nach Mexiko gezogen, um von dort aus in die USA zu gelangen. Sie flohen vor Armut und Gewalt in ihren Herkunftsländern. Weil US-Präsident Donald Trump mit Strafmaßnahmen drohte, falls das Nachbarland nicht stärker gegen die Migranten vorgeht, hat Mexiko mittlerweile rund 26.000 Soldaten an seine Grenzen entsandt.
Das Thema Einwanderung spielt auch im derzeitigen US-Wahlkampf eine wichtige Rolle. Mexikos linksgerichteter Staatschef López Obrador bekräftigte am Freitag, sein Land unternehme “alle Anstrengungen”, um nicht in den Wahlkampf hineingezogen zu werden.