Zum Abschluss seines umstrittenen Besuchs in Taiwan hat der US-Spitzendiplomat Keith Krach dem verstorbenen Ex-Präsidenten Lee Teng Hui die letzte Ehre erwiesen. Krach nahm an einer offiziellen Trauerfeier in Neu-Taipeh teil, bei der unter anderem der Dalai Lama per Video sprach. China, das Taiwan als abtrünnige Provinz ansieht, hatte gegen den Besuch von Krach protestiert und demonstrativ ein Militärmanöver nahe der Grenze angesetzt.
Während des Manövers verletzten am Samstag erneut chinesische Jagdflugzeuge und Kampfbomber Taiwans Luftverteidigungs-Identifikationszone (ADIZ). Die Flugzeuge überflogen zudem die Median-Linie, die die Meerenge zwischen Taiwan und dem chinesischen Festland teilt.
Das Verteidigungsministerium in Taipeh sprach von “provokativen Aktionen, die unsere Souveränität und den Status Quo von Frieden und Stabilität in der Region verletzen”. Taiwanische Flugzeuge seien zur “Abwehr” des chinesischen Eindringens gestartet.
US-Staatssekretär Krach war am Donnerstag zu einem dreitägigen Besuch in Taipeh eingetroffen. Es ist die höchstrangige Visite eines Vertreters des US-Außenministeriums seit mehr als 40 Jahren. Offizieller Anlass war die Trauerfeier für den im Juli im Alter von 97 Jahren gestorbenen Lee am Samstag, bei der Krach aber keine Rede hielt. Stattdessen wurde unter anderem eine Videobotschaft des Dalai Lamas abgespielt. Darin würdigte das – von China ebenfalls nicht anerkannte – spirituelle Oberhaupt der Tibeter Lee als Kämpfer für “Demokratie und Freiheit”.
Peking sieht Taiwan als abtrünnige Provinz an, die wieder mit der Volksrepublik vereinigt werden soll – notfalls mit Gewalt. Im August hatte bereits US-Gesundheitsminister Alex Azar die Insel zum großen Ärger Pekings besucht. China warnte die USA damals vor einem “Spiel mit dem Feuer”.