Nach dem schnellen Aufwärtstrend infolge der Lockerungen der Corona-Einschränkungen schwächt sich die konjunkturelle Erholung Wissenschaftlern zufolge etwas ab. Forscher des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) rechnen nach eigenen Angaben vom Donnerstag für dieses Jahr zwar nur noch mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,5 Prozent; damit fiele der Einbruch um 1,3 Punkte geringer aus als im Sommer angenommen. Zugleich rechnen die Forscher für das nächste Jahr mit einem Wachstum von nur noch 4,8 Prozent statt der zuvor prognostizierten 6,3 Prozent.
Branchen wie Gaststätten, Tourismus oder das Veranstaltungsgewerbe, die auf soziale Kontakte besonders angewiesen sind, seien in ihrer Geschäftstätigkeit weiterhin stark eingeschränkt, begründeten die Forscher die verhaltenere Wachstumsprognose. Deren Anteil an der deutschen Gesamtwirtschaft veranschlagten sie auf etwa sechs Prozent. Zudem bremsen demnach die wirtschaftlichen Schäden, die die Corona-Pandemie verursacht hat, noch geraume Zeit die Weltwirtschaft.
Im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres erholte sich die Wirtschaft nach Einschätzung der Forscher zunächst kräftig, was zum Teil auf Nachholeffekte in der Industrie und im Einzelhandel zurückführen sei. “Den Großteil des Einbruchs aus der Lockdown-Phase hat die deutsche Wirtschaft zwar bereits aufgeholt, aber die Kapazitäten sind trotzdem längst noch nicht normal ausgelastet”, erklärte IfW-Prognosechef Stefan Kooths. Für das dritte Quartal zeichne sich ebenfalls eine kräftige Zuwachsrate beim BIP von 6,2 Prozent ab – nach minus 9,7 Prozent im Vorquartal. Anschließend werde sich die Erholung jedoch verlangsamen.
“Insgesamt ist der Wirtschaftsmotor wieder angesprungen, aber er läuft noch längere Zeit untertourig”, erklärte Kooths. Das Vorkrisenniveau der Wirtschaftsleistung komme erst gegen Ende des nächsten Jahres in Sicht.
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