Virologe kritisiert einwöchigen Lockdown in Gütersloh als zu kurz

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Der wegen des massenhaften Corona-Ausbruchs beim Fleischkonzern Tönnies für den Landkreis Gütersloh verhängte einwöchige Lockdown ist aus Sicht des Virologen Alexander Kekulé zu kurz angesetzt. Es dauere in der Regel zwei Wochen, bis bei allen Infizierten Symptome aufgetreten seien, sagte Kekulé am Dienstag im Podcast von “MDR Aktuell”. Im schlimmsten Fall würden die Einschränkungen am 30. Juni wieder aufgehoben, und erst danach werde klar, wie viele Menschen sich tatsächlich angesteckt hätten.

Er gehe nicht davon aus, “dass man den Lockdown nach einer Woche wieder beenden können wird”, betonte Kekulé auch mit Blick auf die Zeit, welche die Behörden für Testungen und Auswertungen benötigten. “Darum hätte ich zwei Wochen von Vornherein angesagt”, sagte der Lehrstuhlinhaber an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Kekulé warf den Behörden in Nordrhein-Westfalen auch vor, nach Bekanntwerden des neuen Infektionsherds nicht schnell genug reagiert zu haben. Einen Landkreis dürfe man zudem “nicht mit Ankündigung” abriegeln, sagte der Virologe. “Wenn man das vorher sagt, dann sind ganz viele Leute raus aus der Region.” Zu befürchten sei, “dass wirklich viele Mitarbeiter vorzeitig Gütersloh und die Fabrik verlassen haben und das Virus jetzt in der Republik irgendwo oder in benachbarte Städte weitergetragen haben”.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte am Vormittag die Wiedereinführung der strengen Kontaktbeschränkungen und Schließungen von Restaurants sowie Kultur- und Sportstätten im Landkreis Gütersloh bekannt gegeben. Die Einschränkungen sollen bis zum 30. Juni gelten. Hintergrund ist der massive Corona-Ausbruch beim Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Dort wurden mehr als 1550 Beschäftigte positiv auf das Coronavirus getestet.

isd/ju

© Agence France-Presse

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