Gegner des umstrittenen neuen Kohlekraftwerks Datteln IV haben am Sonntag erneut gegen die für den Sommer geplante Inbetriebnahme protestiert. Nach Angaben der Polizei in Recklinghausen kamen rund 120 Menschen zu den drei angemeldeten Versammlungen in Nähe des Kraftwerks des Betreibers Uniper. Die Proteste fanden kurz vor der Aktionärsversammlung von Uniper statt.
Die Sprecherin der Organisation Ende Gelände, Kim Solievna, erklärte zu den Protesten: “Wir müssen verhindern, dass wir von der Corona-Krise gleich in die nächste Krise schlittern.” Das Wirtschaftssystem brauche einen Neustart, damit es krisenfest, zukunftssicher und gerechter für alle Menschen werde. “Ein neues Kohlekraftwerk im Jahr 2020 gehört definitiv nicht dazu, sondern ist klimapolitischer Wahnsinn”, erklärte Solievna.
Ende Gelände wollte eigentlich im Mai mit einem Massenprotest gegen Datteln IV protestieren, wegen der Corona-Krise sagte die Gruppe das ab. Für die Proteste am Sonntag verfasste Ende Gelände nach eigenen Angaben ein eigenes Infektionsschutzkonzept mit einem Abstand der Teilnehmer von mindestens drei Metern und einer einzelnen An- und Abreise.
Daniel Hofinger von Ende Gelände sagte, das Kraftwerk sei in der Bevölkerung “total unbeliebt”. Er finde es “relativ zynisch” von Uniper, quasi im Windschatten des von der Corona-Krise verursachten Schweigens der Bevölkerung ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen zu lassen. “Eigentlich wären wir als Ende Gelände heute mit mehreren Tausend hier”, sagte Hofinger.
ran/cha
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