Die Deutsche Fußballliga (DFL) sieht in ihrem vorgelegten Konzept zur Wiederaufnahme der Spiele der ersten und zweiten Bundesliga mit Geisterspielen die einzige Chance, dass in Deutschland absehbar wieder Bundesligafußball stattfinden kann. Sollte der Spielbetrieb nach diesem Konzept nicht aufgenommen werden können, “wäre die Bundesliga dann auch irgendwann ein Kollateralschaden der Corona-Krise”, sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Donnerstag.
Die Entscheidung über die Wiederaufnahme des Spielbetriebs liegt in den Händen der Politik, womöglich könnte in der Sitzung der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 30. April eine Entscheidung fallen. Zuletzt gab es Signale der Politik, Bundesligafußball ohne Zuschauer wieder zuzulassen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte am Donnerstag, das Robert-Koch-Institut solle nun das Konzept des Fußballs prüfen und “dann sagen, ob das Konzept gut ist oder nicht”. Falls es akzeptiert werde, könne gespielt werden – falls nicht, sei dies nicht möglich.
Die vor allem von Zuschauereinnahmen und Fernsehgeldern lebenden Bundesligisten stellten wegen der Corona-Krise den Spielbetrieb vorerst ein, einige Vereine galten wegen der damit verbundenen Einnahmeausfälle kurzfristig als von der Pleite bedroht. Wie Seifert sagte, konnte dies vorerst abgewendet werden.
Es seien mit Ausnahme von einem Unternehmen mit allen Partnern der DFL Vereinbarungen getroffen worden, damit sei die Liquidität bis zum 30. Juni gesichert. Seifert sagte, falls doch nicht gespielt werden könne, gebe es aber Mechanismen zur Rückführung der Zahlungen an die Unternehmen.
Als Solidarakt werden von den in der Champions League spielenden deutschen Mannschaften siebeneinhalb Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die auf 25 Mannschaften der ebenfalls hart von der Einstellung des Spielbetriebs getroffenen dritten Liga und Frauenbundesliga verteilt werden. Damit erhält jeder dieser Vereine 300.000 Euro.
Ab wann wieder Spiele ohne Zuschauer als Geisterspiele stattfinden können, ist offen. Die Bundesligisten gaben dazu keine eigene Empfehlung. “Für uns bleibt einzig und allein entscheidend, was die politisch Verantwortlichen entscheiden”, sagte Seifert.
Sollte die Politik, wie zuletzt ins Gespräch gebracht, den 9. Mai als Starttermin benennen, sei die Bundesliga dazu bereit – dies sei aber auch zu späteren Terminen so. “Wenn der Tag X da sein wird, dann werden wir bereit sein.”
Seifert räumte ein, dass es bei den Fußballspielen nicht möglich sein werde, den Mindestabstand von anderthalb Metern zwischen den Spielern einzuhalten. Für das Drumherum der Bundesligaspiele würden die Abstandsregeln streng eingehalten. So sollten für die erste Liga im Innenraum der Bundesligastadien nur 98 Menschen zugelassen werden, dazu 115 im Tribünenbereich und 109 im Außenbereich der Stadien.
Die Fußballprofis sollen während der verbliebenen Saison regelmäßig getestet werden, dazu sind vermutlich um die 20.000 Tests nötig. Seifert ging auf Vorwürfe ein, damit würden Testkapazitäten für andere Menschen gebunden. Der Chef der Bundesligisten sagte, der Profifußball beanspruche nicht einmal 0,4 Prozent der vorhandenen Testkapazitäten.
Sollte sich die Corona-Krise wieder verschärfen und sollte es zu Engpässen kommen, habe die nationale Gesundheit aber Vorrang. Die Fußballer würden dann auf Tests verzichten. “Wenn es erforderlich ist, dann wird der Profifußball aufhören zu testen, und dann wird er auch aufhören zu spielen.”
Das Konzept der Bundesligisten hat einige Risikofaktoren. So müsste die Saison wegen der Vertragslaufzeiten der Spieler an sich bis zum 30. Juni beendet sein. Der für das medizinische Konzept verantwortliche Professor Tim Meyer sagte zudem, falls eine Mannschaft wegen eines Corona-Ausbruchs in eine zweiwöchige Quarantäne gezwungen werde, werde es “sicherlich eng” mit dem Spielplan.
Außerdem ist noch unklar, wie reagiert wird, falls sich außerhalb der Stadien während der Geisterspiele Menschenansammlungen bilden. Seifert sprach davon, dass das Spiel dann womöglich für den Gegner der Heimmannschaft gewertet werden müsste.
ran/cfm
© Agence France-Presse