Es kursieren verschiedene Meldungen, wonach Ibuprofen einen Covid19-Verlauf verschlimmern könnte. Das Thema haben etwa soziale Netzwerke, der französische Gesundheitsminister und ein einzelner WHO-Sprecher gegenüber der Deutschen Presseagentur dpa aufgegriffen. Die Europäische Arzneimittelagentur Ema stellte inzwischen klar: „Es besteht kein wissenschaftlich erwiesener Zusammenhang zwischen der Einnahme von Ibuprofen und einem schwereren Verlauf einer Corona-Erkrankung.“
Anlass der ganzen Diskussion ist ein Leserbrief vom 11. März 2020 im Fachmagazin The Lancet. Dieser fasst erste Beobachtungen von Patienten zusammen, die schwer an Covid-19 erkrankt oder daran verstorben waren. Danach litten einige von ihnen an schweren Vorerkrankungen wie etwa Herzerkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes. Die Autoren schließen aus ihren Beobachtungen und Ergebnissen aus der Grundlagenforschung, dass bestimmte Medikamente eine Infektion mit Coronaviren befördern könnten. Dazu gehört auch Ibuprofen.
Fazit: Der Artikel aus The Lancet formuliert lediglich Hypothesen, die auf Laboruntersuchungen und Beobachtungen einiger weniger Patienten basieren. Es ist noch unklar, ob das Ganze tatsächlich eine klinische Bedeutung hat. Wer an Fieber – einem typischen Symptom von Covid-19 – leidet, sollte es ohnehin nicht gleich senken. Fieber unterstützt das körpereigene Immunsystem, Viren abzuwehren. Wer sehr hohes Fieber senken möchte und sicherheitshalber eine Alternative zu Ibuprofen sucht, kann auch Paracetamol nehmen – sofern dieser Wirkstoff für ihn geeignet ist. Paracetamol ist etwa nicht geeignet für Menschen mit Leberkrankheiten und muss genau dosiert werden. Mehr Infos über Nutzen und Risiken von Paracetamol finden Sie in der Datenbank Medikamente im Test.
Generell auf Ibuprofen verzichten sollten Patienten, die aufgrund ihres hohen Blutdrucks neben den blutdrucksenkenden ACE-Hemmern oder Sartane noch Diuretika einnehmen. Die Kombination der drei Wirkstoffe kann die Nieren stark schädigen. Ibuprofen ist auch nicht gut für alle, die an Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren oder Niereneinschränkungen leiden oder allergisch auf andere nichtsteroiale Antirheumatika (NSAR) reagieren. Patienten sollten keinesfalls Medikamente auf eigene Faust absetzen, die ein Arzt verordnet hat – und bei Sorgen mit ihm sprechen.